Die Wirtschaftsader Rhein

Station 13 | Fa. Dyckerhoff / Rheinschifffahrt, Rheinstraße 160

Die Entwicklung
der Binnenschifffahrt

Die besondere Lage des Rheins als verkehrsgünstige Nord-Süd-Achse durch Europa ist seit Jahrtausenden von großer Bedeutung. Bereits mit dem Erreichen der Römer am Rhein wird die Schifffahr für den Handel und die Versorgung der Truppen in den Germanischen Provinzen wichtig. Dies wird besonders durch befestigte römische Militärlager wie den Burgus Engers deutlich, die direkt am Rhein gebaut wurden.

Im Mittelalter entwickelte sich ein ausgeprägtes Zollwesen entlang des Rheins. Noch heute zeugen die zahlreichen Burganlagen wie im Mittelrheintal von der großen Bedeutung des Flusses, Diese wurden oft zur Besteuerung des Schiffsverkehrs errichtet.

Erst mit der Mannheimer Akte aus dem Jahr 1868 wurde die Schifffahrt von Gebühren und Abgaben wieder befreit.

Mit dem zunehmenden Schiffsverkehr in der Neuzeit wurde der Rhein als Kanal begradigt, wodurch die Schifffahrt deutlich erleichtert wurde.

Bereits die Römer nutzten den Rhein als Handelsweg. Eine Darstellung eines römischen Weinschiffs findet sich zum Beispiel auf dem Görresplatz in Koblenz.

Die Rheinschifffahrt -
führend in Deutschland

Im Jahr 2006 wurden über 1,0 Millionen Container auf dem Rhein transportiert. Dies entspricht einer Menge von ca. 2.900 Großbehältern pro Tag, die zwischen Rheinfelden an der schweizer und Emmerich an der niederländischen Grenze befördert wurden.

Welche Bedeutung dem Rhein in der deutschen Binnenschifffahrt zukommt, macht ein Vergleich mit den Containertransporten insgesamt deutlich:

Von Januar bis Dezember 2006 wurden auf allen deutschen Binnenwasserstraßen etwa 1,4 Millionen Container befördert. Auf den Rhein entfielen davon fast 80%, das heißt vier von fünf aller Grossbehälter auf Binnenschiffen wurden auf der wichtigsten europäischen Wasserstraße transportiert.
(Quelle: DESTATIS Pressemitteilung Nr. 131 vom 28.03.2007)

Von den 2009 in allen deutschen Binnenhäfen umgeschlagenen Gütern (236,4 Mio t) entfallen fast 120 Millionen Tonnen auf am Rhein gelegene Häfen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden damit 50% der auf Binnenschiffen beförderten Güter in Rheinhäfen ein- oder ausgeladen.

An der Spitze stehen die Duisburger Häfen mit ca. 35 Millionen Tonnen, gefolgt von Köln mit 11,6 Millionen Tonnen. Diese beiden Häfen nehmen auch deutschlandweit die ersten Positionen ein.

Als erster nicht am Rhein gelegener Hafen belegt Hamburg (ohne Berücksichtigung des Seeverkehrs) den dritten Platz.

Die Positionen vier bis sieben werden mit Mannheim, Ludwigshafen, Neuss und Karlsruhe wieder von Rheinhäfen eingenommen.

Die Neuwieder Schärjer

Neuwied ist ein traditioneller Güterumschlagplatz am Rhein. Noch heute werden die Neuwieder als Näiwidder Schärjer bezeichnet.

Schärjer sind Arbeiter, die eine Schubkarre, eine Schürreskarre - mundartlich Schärskaa - vor sich her schieben. Vor etwa 100 Jahren waren solche Karren das Hauptarbeitsgerät der Neuwieder zum Be- und Entladen der Rheinschiffe. Viele Neuwieder verdienten sich so als "Schärjer" ihren Lebensunterhalt. Vorwiegend Bimssteine verluden sie mit den Karren auf die Schiffe.

Dem Schärjer hat man in der Mittelstraße in Neuwied ein Denkmal gesetzt. Dort kann man ihn und seine Schärskaa, beladen mit Steinen, Richtung Rhein "marschieren" sehen.

Das Schärjer-Denkmal in der Mittelstraße in Neuwied

Die Dyckerhoff AG - von Neuwied in die ganze Welt

Die Dyckerhoff AG ist eine der führenden Hersteller von Zement und Transportbeton in Deutschland. Der Konzern, der seit 2004 zur Buzzi Unicem Gruppe gehört, besteht aus der in Deutschland operativ tätigen Dyckerhoff AG und ihren Konzerngesellschaft in Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei, der Ukraine in Russland un in den USA. Dyckerhoff beschäftigt weltweit rund 7.000 Mitarbeiter und davon 1.400 in Deutschland, von denen über 60 in Neuwied arbeiten.

Das Dyckerhoff Werk in Neuwied nahm 1930 seinen Betrieb auf. Mit Zement aus Neuwied wurden beispielsweise die Moselstaustufen ausgebaut und 1962 die Spannbetonbrücke bei Bendorf über den Rhein errichtet. Zu der Zeit war sie die weitesten gespannte Spannbetonbrücke in der Welt.

Auch für den Bau der ICE-Neubaustrecke Köln - Rhein-Main lieferte das Dyckerhoff Werk Neuwied den Zement. Neben den Grauzementen werden im Werk Neuwied auch Premium-Zemente hergestellt, welche in die ganze Welt exportiert werden.

Die weißen Betonstelen des Deichstadtwegs Neuwied wurden aus weißem Sichtbeton der Firma Dyckerhoff hergestellt.

Krananlage Dyckerhoff Neuwied.

Rheinschifffahrt am Mittelrhein

In Rheinland-Pfalz werden in der Binnenschifffahrt jährlich ca. 25 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen. Die größte Menge machen hierbei die Güterabteilungen "Steine und Erden" (ca. 7.2 Mio. t) gefolgt von "Erdöl, Mineralölerzeugnisse und Gase" (ca. 5.Mio. t) aus.

Am gesamten Mittelrhein weist der Hafen in Mainz mit über 1,8 Mio. Tonnen den größten Güterempfang auf; Platz zwei nimmt Worms (0,9 Mio. t) und Platz drei der von Neuwied auf der gegenüberliegenden Rheinseite liegende Hafen Andernach (0,8 Mio. t) ein. Beim Güterversand ist der Hafen Andernach mit über 1,8 Mio. t führend. Gefolgt wird dieser beim Versand von Mainz (1,2 Mio. t) und Bendorf (1,0 Mio. t).

Der Rheinhafen in Neuwied kann jährlich einen Güterumschlag von insgesamt ca. 220.000 t verbuchen. Diese unterteilen sich in ca. 200.000 t "Steine und Erden" und ca. 20.000 t "Chemische Erzeugnisse".

Wiedisch-Kurtrierische Landesgrenze, die Höfe Geuch und Rheinau

An der östlichen Langendorfer Gemarkungsgrenze, unweit dieser Stelle, lagen einst die Höfe "Geuch" und "Rheinau". Ersterer wurde 1589 errichtet. Mitten durch die Hofgebäude verlief die wiedisch-kurtrierische Landesgrenze.

Infolge von Grenzstreitigkeiten spielte dieser Hof bei Fahndungen nach Flüchtlingen eine gewisse Rolle in den Akten des Heddesdorfer Gerichtes.

Ziemlich dicht am Rheinufer, etwa auf der Südspitze des Werkgeländes Dyckerhoff finden wir seit Anfang des 17. Jahrhundertes eine "untere Geuch". Es war ein freies Rittergut der Herren von der Leyen und ging 1733 in den Besitz des wiedischen Grafenhauses über, nannte sich fortan "Hof Rheinau", wurde eine Art Mustergut, diente zeitweise als Maulbeerbaumplantage der Zucht von Seidenraupen.

Beide Höfe ereilte 1795 während der Revolutionskriege das gleiche Schicksal: Als österreichische Verteidigungsstellungen wurden sie von den Franzosen in Brand geschossen und nicht wieder aufgebaut.

Rheinschiff bei der Beladung im Rheinhafen Bendorf.
Rheinschiff mit Altmetallladung auf dem Rhein bei Neuwied.
Quellennachweis:
Destatis, 5.0
Dyckerhoff AG, Neuwied
Mantomedia GbR, Nauort
PZ-Information 2/2002 Der historischgeographische Rhein; Bad Kreuznach 2002
PZ-Information 20/1999 Der Rhein in der Antike; Wegner, H.-H. und S.; Bad Kreuznach 1999
errichtet vom
Förderverein Neuwieder Deich e.V.
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