Römische Spuren in Neuwied - Engers

Station 22 | Engers Rheinufer Bereich Burgus, 56564 Neuwied

Die erste Brücke über den Rhein - eine Pionierbrücke durch Julius Cäsar

Der Rhein als neue Grenze des Römischen Reiches

 

Im 1. Jahrhundert vor Christus, zur Zeit Julius Caesars, kannten römische Politiker und Kaufleute den Rhein bereits als Handels- und Wirtschaftsader entlang beider Ufer.

Durch intensive Handelsverbindungen wusste man in Rom Reichtum und Wohlstand des Rheines zu schätzen.

Der Rheinlauf (Rhenus fluvius) war in Rom aber auch ein bekannter geografischer Begriff. Deswegen definierte Caius Julius Caesar seine Kriegsziele gegenüber dem Senat, mit der Eroberung ganz Galliens bis zum Rhein als willkürlich gewählte nördliche Grenze.

Bei den Feldzügen und Berichten Caesars zur Eroberung Galliens trat der bisher nur mäßig bekannte Rheinstrom am damaligen Rande der "zivilisierten Welt" mit einem Mal in das Licht der geschriebenen Geschichte.

Die Sueben, deren Hauptwohngebiete nördlich der Region des Mittelgebirges lagen, drängten damals verstärkt an den Rhein. Die im rechtsrheinischen Neuwieder Becken und in den angrenzenden Gebieten lebenden Ubier

fühlten sich dadurch bedroht und baten die befreundeten Römer mit Caesars Truppen um Unterstützung.

Julias Caesar beschloss daher, den Rhein zu überschreiten. Da er nicht das Risiko eingehen wollte, ein ganzes Heer mit Booten über den Fluss zu setzen, beschloss er, eine Pionierbrücke bauen zu lassen. "Caesar überschreitet mit seinen Truppen zweimal den Rhein in den Jahren 55 und 53 v. Chr."

Den ersten Brückenbau 55 v. Chr. beschreibt er in seinen Berichten sehr ausführlich. Der Bau der ersten Brücke dauerte nach Caesars Aufzeichnungen nur 10 Tage.

Nach dem Übersetzten des Heeres fand Caesar offensichtlich kaum namhafte Bevölkerungstruppen vor. Diese waren geflohen und hatten sich in die Wälder zurückgezogen. Caesar blieb nur wenige Tage im Feindesland. Er ließ das Getreide für den Proviant schneiden, Dörfer und Gehöfte niederbrennen und zog mit seinem Heer zurück in das Land der Ubier.

Der Standort der ersten Rheinbrücke

Der Bau der ersten Rheinbrücke

 

Nach dem allgemeinen Stand der Forschung gilt es als sicher, dass diese erste römische Brücke über den Rhein im Neuwieder Becken errichtet wurde.

Der genaue Standort dieses Pioniersteges ist unklar und wird sich wohl auch kaum endgültig klären lassen. Die Veränderungen am Rhein und seinen Ufern sind seit den letzten Jahrhunderten so grundlegend und vielfältig gewesen, dass Reste aus der Römerzeit sowohl im Flussgrund als auch zu beiden Ufern des Rheines kaum erwartet werden können.

Aufgrund einiger archäologischer Befunde ist es wahrscheinlich, dass eine caesarische Brücke zwischen Weißenthurm und Neuwied den Rhein überquerte. Die zweite könnte zwischen Urmitz und Weißenthurm gestanden haben. Hier sind auf beiden Seiten des Rheines römische Funde nachgewiesen worden, die Reste der von Caesar erwähnten Brückenköpfe sein könnten. Von den Brücken selbst ist jedoch bis heute nichts gefunden worden.

Der Rhein bei Engers ist selbst bei Niedrigwasser ein breiter Wasserstrom und für ein Heer nur schwer zu überwinden. Der Ausbau als Wirtschaftsader macht das Auffinden archäologischer Spuren von Caesars Römerbrücke nahezu unmöglich.

Den ersten Brückenbau 55 v. Chr. beschreibt Julius Caesar in seinen Kriegsberichten sehr ausführlich:

Der Bau der Brücke hat im Juli/August 55 v. Chr. stattgefunden und dauerte nach Angaben Caesars nur 10 Tage. Diese war etwa 400 m lang und hatte nach seiner Beschreibung ungefähr folgende Konstruktion:

Je zwei 1 Fuß (40 -50 cm) dicke unten zugespitzte Pfosten in der Länge der Flusstiefe wurden in einem Abstand von zwei Fuß (60 cm) miteinander verbunden. Mit Rammböcken, die auf Flößen montiert waren, wurden diese Pfosten leicht schräg zur Flussrichtung in das Flussbett eingerammt.

Diese standen in einem Abstand von 40 Fuß (ca. 12 m) einander gegenüber in Flussrichtung. Die Pfahlpaare wurden durch oben eingelassene Querbalken miteinander verbunden. Die Querbalken waren 2 Fuß (60 cm) dick. Sie wurden auf beiden Seiten am Ende mit "Klammerpaaren" verbunden.

Das Querjoch wurde mit darübergelegten längsverlaufenden Balken verbunden und mit Bohlen und Fahrschinen bedeckt. Außerdem wurden noch "Stützbalken" angebracht, die schräg von der Brücke in den Flussgrund in Fließrichtung gerammt wurden. Sie sollten der Brücke zusätzliche Stabilität gegen die Strömung geben.

In einiger Entfernung flussaufwärts rammte man weitere Pfähle ein und verband diese miteinander, um die Brücke gegen die verstärkte Strömung sowie treibende Baumstämme, besonders aber gegen feindliche Schiffe zu schützen.

Caesar ließ seine Brücke aus Eichenpfahlen bauen. Diese wurden mit Pfahlrammen in den Flußgrund eingeschlagen. Das Bild zeigt eine Rekonstruktion einer Römischen Pfahlramme.

Der spätrömische Burgus Engers

Der Rückzug an den Rhein als
spätrömische Reichsgrenze


Der Aufbau des Burgus Engers

 
Die massiven Grundmauern des römischen Burgus wurden auf der Rheinterrasse oberhalb dieses Standorts gefunden. Die heutigen Wohnhäuser wurden so über die archäologischen Funde gebaut, dass der römische Burgus in deren Keller erhalten wurde.

Nachdem Julius Caesar 55 v. Chr. zum ersten Mal den Rhein überschritt, war das rechte Rheinufer für über 300 Jahre unter römischer Kontrolle gewesen. Erst 260 n. Chr. überwinden die Franken endgültig den Limes und erhalten somit auch die Kontrolle des rechten Rheinufers.

Mit der Rückverlegung der römischen Reichsgrenze aus den Gebirgszügen von Westerwald und Taunus wird der Rhein neue Grenzlinie.

Die Ausbauphase in der Spätantike unter Kaiser Valentinian (364 - 375 n. Chr.) hat bereits auf der linken Rheinseite Kastelle und Städte mit festen Mauern umgeben. Remagen, Andernach, Koblenz, Mainz, u.a. waren bereits zu Festungen ausgebaut worden.

Zur Sicherung der Getreidezufuhr und des Nachschubs sowie zur Sicherung von Handelskontakten war es erforderlich, rechtsrheinisch befestigte Militäranlagen vorzuhalten. Von diesen Bauwerken sind bisher nur wenige gefunden worden.

Im Neuwieder Becken sind auf der rechten Rheinseite zwei spätantike Befestigungen (Burgi) bekannt: der Burgus von Lahnstein und der Burgus von Engers.

Unmittelbar oberhalb dieses Standortes, auf dem Hochufer des Rheines, befinden sich noch die Grundmauern eines spätrömischen Befestigungswerkes. Heute sind diese Reste durch eine moderne Wohnanlage überbaut und nicht zu besichtigen.

Der Kernbau des Burgus Engers hatte die Innenfläche von 15 m x 8 m. Die Stärke des Gussmauerwerks betrug 3 m und war mit Tuff und Grauwacke verblendet.

Der Eingang der Befestigung befand sich an der zum Rhein zugewanten Südseite. Vier mächtige Innenpfeiler stützten den Oberbau und trugen offensichtlich einzelne Zwischendecken. Der Kernbau bestand möglicherweise aus zwei bis drei Stockwerken. Das rechteckige Gebäude trug ein mit Bleiplatten gedecktes Dach.

An beiden Seiten stießen an den Mittelbau Flügelmauern an, die an der West- und Ostseite in einem Rundturm endeten. Sie bogen im rechten Winkel nach Süden zum Fluss hin ab, wo die Befestigung nicht geschlossen war.

Die Anlage wurde zusätzlich durch einen Spitzgraben gesichert, der hufeisenförmig den Burgus umgab und dessen Enden in der Böschung zum Rhein ausliefen.

Zusätzlich war die Anlage noch durch eine Palisade und einen Pfostenzaun zur Feindseite hin abgegrenzt. Das Mauerwerk selbst hat auf einem Holzpfostenrost gestanden und war so stärker fundamentiert. Ebenso standen die zentralen Innenpfeiler auf entsprechenden Pfahlgründungen. Diese Bauweise war auch an vielen anderen römischen Bauwerken in sandiger Flussnähe üblich.

Die Rekonstruktionszeichnung zeigt den Burgus Engers mit dem mehrstöckigen Kernbau und der zum Rhein hin offenen Schutzmauer. Im Hintergrund ist der Spitzgraben zu erkennen.

Bei den Ausgrabungen wurden unter anderem mächtige Schichten von verbranntem Getreide gefunden. Daher liegt es nahe, dass es sich hier nicht nur mit einem Wehr- und Schutzbau für die Schifffahrt handelte, sondern auch um einen Getreidespeicher zur Sicherung des Nachschubs.

Die ersten Ausgrabungen des Burgus Engers fanden 1924 statt. Hierbei wurde die oben stehende Grabungszeichnung angefertigt. Hierin erkennt man die Lage des Burgus zwischen der Klosterstraße und dem Rhein. Das Krankenhaus ist heute nicht mehr vorhanden. Der äußere Verteidigungsring wurde mit einem Spitzgraben und Palisaden aufgebaut. Der innere Bereich wurde hingegen mit einer massiven Mauer eingerichtet, die weit in den Rhein hinein ragte. Somit konnte auch der kleine Hafenbereich mit geschützt werden.
Quellennachweis:
GDKE, Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, Koblenz
Kreismuseum Neuwied
Der Römische Limes in Rheinland-Pfalz; Jost; C. A.; Koblenz 2009
errichtet vom
Förderverein Neuwieder Deich e.V.
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