Feldkirche und Gerichtslinde

Station 03 | Feldkircher Straße 89, 56567 Neuwied

Die Feldkirche im Mittelalter

Die Kirchengemeinde Feldkirchen ist eine der rechtsrheinischen Urpfarreien. Bereits im 8. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle eine hölzerne Kirche. 1204 wird die Kirchengemeinde Feldkirchen zum ersten Mal als "Veltkirgen" in einer Grenzbeschreibung des Klosters Sayn urkundlich erwähnt.

Die heutige Steinkirche wurde zu dieser Zeit als Stiftung des Augustinerinnenklosters St. Thomas bei Andernach errichtet, das über umfangreiche Ländereien in Neuwied - Fahr und Neuwied - Gönnersdorf verfügte. Der Westturm wurde erst 10 Jahre später fertiggestellt.

In der Mitte des 13. Jahrhunderts werden die romanischen Seitenschiffe, die bereits gotische Einflüsse aufweisen, ergänzt.

Die Präsentations- und Kollaturrechte der Pfarrstelle führte zu langanhaltenden Streitigkeiten zwischen den Grafen zu Wied und den Burgherren von Hammerstein. Beide Parteien beanspruchten das Besetzungsrecht der Kirche für sich alleine. Erst 1452 fand man hierzu eine Einigung.

Die Reformation

Die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde beginnt mit dem Übertritt des Grafen Hermann von Wied, Kurfürst und Erzbischof von Köln, zur Reformation unter dem Einfluss des Straßburger Reformators Martin Butzer. Bereits 1556 sind lutherische Visitationen durchgehend bezeugt.

Nach dem Tod des Grafen Hermann von Wied auf Burg Altwied trat sein Neffe Johann IV. die Nachfolge an, der als eigentlicher Reformator der Grafschaft Wied angesehen wird. Nach seinem Regierungsantritt bekannte er sich öffentlich zur "Confessio Augustana" und vollendete zwischen 1542 und 1546 – nicht ohne Konflikte mit den Erzbistümern Trier und Köln – die Reformation in seinem Herrschaftsbereich.

Durch die etwa 1630 durchgeführte Gegenreformation des ursprünglich zur Gemeinde gehörenden Ortes Irlich verkleinert sich der Parochialbezirk schließlich auf die Orte Fahr, Gönnersdorf, Hüllenberg, Rodenbach, Rockenfeld und Wollendorf.

1707 wurde in der Residenzstadt Neuwied eine neue Kirchenordnung eingeführt, die die Pflichten der Seelsorger, des Presbyteriums und der Gemeindemitglieder detailliert regelte.

Kirchenfenster der Feldkirche

Jüngere Geschichte der Feldkirche

Im Dezember 1944 zerstörte ein Bombentreffer im zweiten Weltkrieg den Chorraum und richtete Schäden am Dach und im Innenraum an.

Bereits 1948 begann man mit der Bausicherung und umfassenden Außenrestaurierung, die 1952 abgeschlossen wurde. 1975 bis 1978 erfolgte dann die Innenrestaurierung und Ausmalung des Kirchenraumes.

Unter mehreren Farbschichten fand man hierbei die Reste der Originalbemalung aus dem 13. Jahrhundert und nahm diese als Vorlage für die neue Gestaltung. Seit Sommer 2007 hat die Kirchengemeinde das Pfarrhaus ausgebaut und einen modernen Gemeindesaal auf dem Gelände des Pfarrgartens errichtet.

Die Feldkirche

Die Gerichtslinde - Gerichtsstätte der Fürsten zu Wied

Die Gerichtsstätte an der Feldkirche besteht neben der Linde aus einer Ringmauer mit zwei Stelen, einer Schöffenbank und einen Gerichtstisch. Die Stelen tragen den Pfau, das Wappentier der Fürsten zu Wied, die hier Gericht hielten.

1316 wird bereits zum ersten Mal in Feldkirchen Gericht gehalten. Aus dem 14. und 15. Jahrhundert werden Berichte über das Hals- und Hochgericht überliefert. Die Linde wird zum

ersten Mal 1643 urkundlich erwähnt und ist heute vermutlich über 400 Jahre alt.

Seit 1840 tagt dort, bis heute noch, das Märkergericht der Märkerschaft Feldkirchen an jedem ersten Samstag im September. Die Märkerschaft ist eine Waldbau betreibende Bürgergemeinschaft, die 1494 zum ersten Mal im Märkerweistum, einer Art Satzung, dokumentiert ist. 1894 verlor die alte Linde bei einem starken Sturm ihre Krone. Ein zweiter großer

Sturmschaden trat 2008 nach einem Unwetter auf und machte eine besondere Baumsanierung erforderlich. Heute ist der Baum nur noch knapp 10 m hoch und weist einen Umfang von ca. 3,40 m auf.

Bereits am 7.4.1931 wurde die Linde mit der Gerichtsstätte zur Erhaltung für die Nachwelt unter Naturschutz gestellt.

errichtet vom
Förderverein Neuwieder Deich e.V.
www.deichinfo.de