Kies, Sand und Löß im Neuwieder Becken

Station 17 | Hafenstraße 100 Parkplatz, 56564 Neuwied

Der Rhein in der letzten Eiszeit: Löß-, Kies- und Sandablagerungen entstehen

Die Entstehung von Kiesen und Sanden

Schotter oder Kies entsteht, wenn Felsen von der Strömung mitgerissen, rund geschliffen und nach und nach kleiner werden.

In den Rheinablagerungen von Neuwied finden sich Kiesel aus Gesteinen von allen vom Rhein und seinen Nebenflüssen südlich von Neuwied durchflossenen Gebirgen, auch von den Alpen.

Sand und Kies werden nach dem Korn-Durchmesser unterschieden:

  • 0,063 – 2 mm ist Sand
  • 2 mm bis 63 mm ist Kies
  • kleinere Körner sind Schluff und Ton
  • größere nennt man Blöcke

Die Kiesgewinnung auf dem Engerser Feld und nordöstlich davon ging in den Niederterrassen des Rheins um. Diese Flussschotter-Ablagerungen sind in der letzen Eiszeit (Würm-Eiszeit, nach einem Fluss im Alpenvorland) zwischen 20.000 und 10.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung entstanden.

Die Schotter erreichen Mächtigkeiten von bis zu 20 Meter. In die jüngsten Schotter sind Bimsgerölle eingeschaltet, sie sind damit auf 10.900 Jahre vor unserer Zeitrechnung datiert.

Der heutige Bramaputra als Beispiel für den Rhein zur letzten Eiszeit am Eingang ins Neuwieder Becken. (Foto: W. Schirmer)

Die Kiesentstehung

Der Kies auf dem Engerser Feld ist durch das Abrollen von Felsblöcken entstanden. Kies nennt man runde abgerollte Gesteinsbruchstücke, die zwischen 63 und 2 mm Durchmesser besitzen.

Gesteinsschutt wird bei der Kiesentstehung durch Wasser oder Erosion bewegt. Dabei werden scharfe Kanten nach und nach abgeschlagen oder abgeschliffen. Aus dem ursprünglichen Gesteinsschutt wird somit nach und nach runder Kies.

In den Drahtgabionen sind die einzelnen Stufen des langen Weges vom Schutt zum Kies zum Anschauen und Anfassen dargestellt.

Typische Gerölle des Mittelrheins

  • Links oben:
    Taunusquarzit (Devon, Schiefergebirge)
  • Links unten:
    Milchquarz (Devon, Schiefergebirge)
  • Mitte oben:
    Buntsandstein (Trias, Süddeutschland)
  • Mitte unten:
    Muschelkalk (Trias, Süddeutschland)
  • Rechts oben: Granit (Tertiär, Alpen
    oder Karbon, Schwarzwald/Vogesen)
  • Rechts unten:
    Rhyolith (Perm, Odenwald)

Die Entstehung von Löß

Am Westrand des Engerser Feldes ist bis 4 m Löß erhalten. Das ist eine Windablagerung aus der letzten Eiszeit, die durch Zusammenwehung von Staub und Erde aus den kahlen Flussschotter-Ebenen entstand.

Löß ist relativ porenreich und enthält Tonminerale und Kalk. Dieser kann gut Wasser speichern. Diese Eigenschaften führen dazu, dass aus Löß sehr fruchtbarer Boden entsteht.

Verlehmte Löße sind zur Ziegelherstellung geeignet.

In der Hochphase der letzten Eiszeit gab es in unserem Raum eine Kältesteppe. Der Wind wehte vor allem als Fallwind von den hunderte von Metern dick vergletscherten Gebieten herunter.

Der Boden trug nur eine schüttere Pflanzendecke, so dass die Fallwinde in den trockenen Flussebenen Staub ausblasen konnten. Dieser lagerte sich in Leelagen als Löß ab.

Der Rhein zur letzten Eiszeit; in der Kältesteppe Mitteleuropas wird Staub zu Löß zusammen geweht.

Geologische Besonderheit Neuwieder Becken

Die Kiesablagerungen des Rheins sind im Engerser Feld im Vergleich zum südlich und nördlich davon liegenden Felstälern (Mittelrheintal) sehr mächtig. Das liegt an der Position des Engerser Feldes im östlichen Neuwieder Becken (= Mittelrhein-Becken) als auffallend flache und ausgedehnte Senke, die ringsum von Mittelgebirgen umrahmt wird.

Die Ursache liegt in der geologischen Position des Beckens: Hier schneiden sich die auch durch heutige Erdbeben nachweisbaren Strukturen der sogenannten Mosel-Mulde mit dem Mittelrheintal.

Das Mittelrheintal gehört zu einer Bruchzone, die von Rheinhessen über die Kölner Bucht bis in die Nordsee reicht. Ursachen für die Erdbeben und Brüche im Untergrund sind Spannungen in der Erdkruste Europas (Atlantiköffnung im Westen, Alpenauffaltung im Süden).

Das Neuwieder Becken ist dabei in den letzten 50 Millionen Jahren 350 m abgesunken; die tiefst abgesenkte Stelle des Neuwieder Beckens liegt unter dem Neuwieder Hafen!

Erdbeben zwischen 2000 bis 2010

Das Neuwieder Becken zählt auch heute noch zu den geologisch aktiven Gebieten in Deutschland. Die zahlreichen kleinen Beben zeugen von den immer noch wirkenden Kräften.

Von kleinen gelben nimmt die Bebenstärke zu großen roten Kreisen hin zu.

Das Landschaftsbild des Neuwieder Beckens

Die Brüche sind auch heute noch aktiv, wie die nebenstehende Erdbebenkarte zeigt.

Das Neuwieder Becken ist in den vergangenen 50 Millionen Jahren um 350m abgesunken. Dies erkennt man heute noch im Landschaftsbild.

Das Foto zeigt einen Ausblick vom Hüllenberg (ca. 340m NN. ) bei Feldkirchen über das Neuwieder Becken in den Hunsrück:

Das Weißenthurmer Werth, auf dem die Raiffeisenbrücke steht, hat an seiner höchsten Stelle 60m NN über dem Meeresspiegel. Dahinter steigt das Flußtal auf die Winninger Höhe (ca. 200m NN) an, auf der markante Industriegebäude zu erkennen sind. Die Bergkette im Hintergrund ist der bereits zum Hunsrück gehörende Koblenzer Stadtwald mit einer Höhe von ca. 370m NN.

Kiesabbau, Natur- und Trinkwasserschutz im Engerser Feld

Von der Industrielandschaft zum Trinkwasserschutz-, Natur- und Vogelschutzgebiet

Der Kiesabbau

Kies wurde auf dem Engerser Feld bereits vor 1900 abgebaut. Dieser Abbau befand sich überwiegend am Westrand des Engerser Feldes im Bereich des Pionierhafens und nördlich davon.

Zu Beginn des Abbaus gab es Kieslagen mit einer Mächtigkeit von bis zu 20 Metern.

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es zum ersten großflächigen Abbau im Rahmen des Baus der Koblenzer Kasernen.

Hierbei entstanden die ersten großen Gruben im Bereich des heutigen KANN-Sees und westlich des heutigen Stein-Sees.

Seit den 50er Jahren wurde auch unterhalb des Grundwasserspiegels abgebaut, der KANN-See und später der Stein-See entstanden. Die Namen der Seen führen sich auf die Firmen zurück, die hier Kies abbauten; die Firma KANN und der AG für Steinindustrie.

Im Jahr 1994 führte der zunehmende Nutzungskonflikt zwischen der Grundwassergewinnung und dem Kiesabbau zu einem Auskiesungsverbot. Der massive Abbau hatte bis zu diesem Zeitpunkt die ausgedehnten, heute noch sichtbaren Abbaubereiche der Firma KANN, der AG für Steinindustrie und der Firma Scheidweiler geschaffen, die sich heute als Seenlandschaft darbieten.

Bis zum Auskiesungsverbot 1994 wurden so schätzungsweise 12 Millionen Kubikmeter Kies und Sand aus dem Engerser Feld gewonnen.

Kiesabbau am Stein-See im Engerser Feld im Jahr 1986.
Kiesabbau der Firma Scheidweiler Anfang der 50er Jahre.
Kiesförderanlagen: Heute finden sich nur noch wenige Spuren des Kiesindustrie im Engerser Fels.

Die Rohstoffgewinnung verändert das Engerser Feld

Das Landschaftsbild des Engerser Feldes wurde durch den Lößlehm- und vor allemden Kiesabbau völlig verändert.
Dies wird aus einem Vergleich der topografischen Karten 1900, 1958 und 2002 deutlich.

Historische topografische Karte von 1900:
Das Engerser Feld ist als durchgehende Fläche abgebildet.
Historische topografische Karte von 1959:
Erste Abbaugruben werden mit teilweiser Wasserfüllung dargsetellt.
Topografische Karte von 2002:
Das Engerser Feld besteht zu einem großen Teil aus mit Wasser gefüllten Abbauseen.

Natur- und Vogelschutz heute

Heute sind die stillgelegten Kiesseen gute Rastplätze, Überwinterungs- und Rückzugsflächen für die hier auftretenden, zum Teil seltenden, Vogelarten. Die Kiesgruben ersetzen heute die immer seltender werdenden Schotter- und Altwasserzonen der Flußauen.

Heute ist das Engerser Feld für den jährlichen Vogelzug ein wichtiger "Trittsein" zur Zwischenrast und Orientierung der Vögel.

Ein weiteres Naturschutzgebiet im Engerser Feld sind die Heckrinder, bei dem unter Trägerschaft der Stadt Neuwied ein Projekt zum Schutz der Natur und zur Förderung des Naturerlebens durchgeführt wird. Eine Fläche um den Hafensee von insgesamt 34 ha wird von sogenannten Heckrindern - einer Rückzüchtung des ausgestorbenen "Ur"-Rinds - beweidet, um die Naturvielfalt in diesem Areal zu fördern und die offene Wasserfläche zu schützen.

Blick in den KANN-See: Die alte Industriebrache zählt heute zu den wichtigsten Vogelschutzgebieten in Rheinland-Pfalz.

Trinkwassergewinnung durch SWN und KWW im Engerser Feld

Im Engerser Feld wird heute als Rohstoff noch Trinkwasser aus Brunnen gewonnen. Es stammt überwiegend aus den Rheinkiesen und -sanden.

Grundwasser ensteht aus Niederschlag, der im Boden versickert. Vor allem ein Altrheinarm des Engerser Feldes führt große Mengen davon. Die langsame Fließgeschindigkeit (300m/Jahr) erhöht die Verweildauer im Untergrund und damit die Selbstreinigung des Wassers.

Zum Schutz des Trinkwassers vor schädlichen Einflüssen wurde 1991 eine entsprechende Wasserschutzgebietsverordnung erlassen. In dieser Verordnung werden vor allem die Handlungen und Maßnahmen aufgeführt die in den jeweiligen Zonen verboten sind.

Durch Nutzungseinschränkungen auf dem Engerser Feld wird die Qualität des späteren Trinkwassers gewährleistet.

Jährlich werden durch die Stadtwerke Neuwied 5 Millionen Kubikmeter Grundwasser gefördert; dazu kommen 3 Millionen Kubikmeter durch das Kreiswasserwerk.

Durch die hohe Qualität des Grundwassers im Engerser Feld ist zur Aufbereitung zu Trinkwasser lediglich ein Kohlendioxidentzug notwendig:

Das Engerser Feld beherbergt das größte Trinkwasserreservoir der Region. Mehr als 140.000 Bewohner im Stadt- und Kreisgebiet werden von hier aus mit Trinkwasser versorgt.

Quellennachweis:
Thomas Schindler, Büro PSG, Saarbrücken
Stadtwerke Neuwied, Servicebetriebe Neuwied
Landesamt für Geologoe und Bergbau Rheinland-Pfalz, 2011
Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Archäologie - Erdgeschchte, Mainz
Fotos: R. Krimmel, LMZ RP, Fa. Scheidweiler, W. Schirmer
errichtet vom
Förderverein Neuwieder Deich e.V.
www.deichinfo.de