Der obergermanische-raethische Limes
Die römischen Reichsgrenzen wurden mit unterschiedlichen Befestigungssystemen geschützt. An den langen Nordgrenzen waren es hauptsächlich die Flüsse Rhein und Donau.
Der befestigte obergermanisch-raetische Limes zwischen diesen Flüssen trennte die römischen Provinzen Obergermanien und Raetien vom freien Germanien und bestand vom Ende des 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus.
Seine endgültige, äußere Grenzlinie erhielt der Limes etwa Mitte des 2. Jahrhunderts nach Christus. Die Gesamtlänge der äußeren Limeslinie betrug 550 km, entlang der etwa 900 Wachtürme, zahlreiche Kleinkastelle und über 60 große Kastelle errichtet waren.
Der obergermanische Limes schützte besonders die fruchtbaren Gebiete des Neuwieder Beckens, der Rhein-Main-Region und der Wetterau sowie die Verbindungsstraße zwischen den Provinzhauptstädten Mainz und Augsburg. Für
ca.150 Jahre erfüllte der Limes seine Aufgaben sehr erfolgreich und führte zu einer blühenden Wirtschaft im römischen Hinterland.
Als Signalsystem war er ein wirkungsvolles Hindernis, um Raubzüge kleiner Horden zu vereiteln. Massive Angriffe konnten rechtzeitig von Turm zu Turm mit Feuer-, Rauch- und Hornsignalen bis zu den Kastellen weitergeleitet werden. Von hier rückten die starken römischen Truppen aus, um die Eindringlinge abzuwehren und mit Strafaktionen zu verfolgen. Eine wesentliche Aufgabe war zudem in der Überwachung des grenzüberschreitenden Handels.
Erst im 3. Jahrhundert nach Christus schwächten verschiedene Krisen im Römischen Reich die Grenzverteidigung. Wiederholt durchbrachen kriegerische Germanenstämme den Limes. Nach den großen Überfällen 259/260 nach Christus mussten die Römer ihr rechtsrheinisches
Territorium aufgeben. Im 4. und zu Beginn des 5. Jahrhunderts nach Christus bildete u.a. der Rhein die leicht zu überwachenden Flussgrenzen. Es wurden neue Kastelle mit mächtigen Mauern angelegt (z.B. Remagen und Boppard) und dazwischen kleine Festungen, so genannte "burgi" errichtet (z.B. Neuwied-Engers, Lahnstein). Städtische Ansiedlungen erhielten schützende Steinmauern (z.B. Andernach und Koblenz).
Der obergermanische Limes begann nördlich von Neuwied bei Rheinbrohl am Rhein, verlief dann durchgehend über die Randhöhen des Westerwaldes bis zum Main. Dieser war bis Miltenberg Flußgrenze. Von dort führte der Limes in geraden Abschnitten bis nach Lorch a. d. Rems. Hier machte der Limes einen Knick nach Osten und erreichte als raetischer Limes schließlich die Donau bei Hienheim westlich von Regensburg.
Der letzte Ausbau
Um die Wende zum 3. Jahrundert n. Chr. erhält der obergermanische Limes seine letzte Ausbaustufe. Zwischen den Palisaden und den Türmen aus früheren Ausbauphasen wird ein bis 3,0 m tiefer Spitzgraben ausgehoben und der Erdaushub dahinter zu einem etwa 3,0 m hohen Wall aufgeschüttet . Am raetischen Limes in Süddeutschland ersetzte man gleichzeitig die Holzpalisaden durch eine 1,2 m breite und etwa 3,0 m hohe Mauer.
Rekonstruktion Limesturm
Rekonstruierter Limesturm in Hillscheid im Westerwald. Entlang der gesamten Limeslinie standen zunächst hölzerne, später aber steinerne Wachtüre. Diese waren in Sichtweite zueinander aufgestellt und dienten als Signalkette zum Übermitteln von Nachrichten.